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Die Suche nach immunen Personen

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Nun werden Menschen in der Schweiz gesucht (!), die immun sind gegen das neue Coronavirus Covid-19 (NZZ am Sonntag 21.3.2020). Sie sollen im Gesundheitssystem helfen die Erkrankten zu behandeln und werden als neue Helden der Gesellschaft gefeiert. Irgendwie reibe ich mir die Augen. In den letzten Tagen und Wochen ist uns allen unermüdlich eingetrichtert worden, eine Ansteckung mit dem Virus um jeden Preis zu vermeiden: Hände waschen ohne Ende, Desinfizieren, Social Distancing und die Einmauerung in unseren vier Wänden gilt als Allerheilmittel in diesen viralen Krisenzeiten. Nun scheinen aber die, die Pech hatten (oder war es doch Glück) schon mit dem Virus in Kontakt gekommen zu sein und meist ohne grosse Blessuren die virale Infektion überstanden zu haben, auf der Überholspur zu sein. Wir hingegen stehen immer noch von panischer Angst gelähmt und völlig festgefahren auf dem Pannenstreifen. Wir sind blockiert und voller diffuser Furcht von unserer Autobahn des Lebens, auf der wir es gewohnt sind bequem und ohne Hindernisse dahinzurasen, auf das holprige Feldwegstück abzubiegen. Zugegebenermassen ist dieses Stück unseres Lebensweges nicht so komfortabel wie sonst und deutlich gefährlicher, denn am Strassenrand lauern Gefahren in Form der piksigen Viren. Ein platter Reifen, der geflickt werden muss, kann da schon mal vorkommen. Dass wir aber auf diesem Wegstück einen Totalschaden erleiden, ist sehr unwahrscheinlich. Gewiss ist aber, dass wir alle dieses Stück passieren müssen, denn es wird nicht verschwinden. Gewiss ist auch, dass es nicht das letzte unwegsame Wegstück auf der Reise unseres Lebens sein wird, denn es entwickeln sich ständig neue Viren. Interessant ist, dass wir uns selbst scheuen der Herausforderung eines neuen Virus zu stellen, aber unsere Jüngsten tagtäglich in diese Kampfzone hinein schubsen, ob sie wollen oder nicht. Die Kitas sind offen, werden von vielen Kleinkindern und Babys weiterhin besucht und entlasten damit die ohnehin schon sehr gestressten Eltern. Gut so, aber es ist erstaunlich, dass wir die Infektionsgefahr unserer Jüngsten, dem Nachwuchs unseres Landes, so gelassen in Kauf nehmen, denn theoretisch sind unsere Kinder viel weniger gut geschützt als wir. Neugeborene besitzen noch kein spezifisches Immunsystem sondern werden von den übertragenen Antikörpern der Mutter geschützt. Das Immunsystem von Kleinkindern muss sich erst ausbilden und hat erst wenige Kämpfe gegen Viren und Bakterien bestritten. Wir hingegen sind alte Kämpfer und haben schon zigtausende von bakteriellen und viralen Angreifern abgewehrt. Das ist das Funktionsprinzip unseres erworbenen Immunsystems, es muss lernen mit neuen Feinden umzugehen, sonst kann es nicht funktionieren. Wir sollten wieder lernen mit unserer eigenen Vergänglichkeit und unserem möglichen Tod realistisch umzugehen. Wir sollten wieder lernen Gefahren objektiv einzuschätzen und nicht in eine Angststarre verfallen. Das bringt für unser Überleben wenig. Was hätten wir mit den über 40 Milliarden Franken, die jetzt der Wirtschaft gutgesprochen wird, alles in unserer Gesellschaft erreichen können? Ein perfekt ausgestattetes Gesundheitssystem mit fairen Löhnen, attraktiven Arbeitsbedingungen und vielen Intensivmedizinplätzen könnte unseres sein. Das hätte uns wirklich geholfen, die Gefährdeten, die Älteren und immungeschwächten Personen, sicher und solidarisch über das holprige Wegstück herüber zu bringen.

 

Dr. rer. nat. Elena Weiler

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